Kein Futter mehr für Bücherwürmer und Leseratten?
- aspasijatopalovska
- 20. Mai 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 14. Jan.

Sind Bücher vom Aussterben bedroht? Braucht diese Welt überhaupt noch Bücher in gedruckter Form?
Diese Fragen gehen mir seit längerer Zeit nicht mehr aus dem Kopf. Gefühlt werden Bücher in letzter Zeit teurer und unbeliebter. Laut Statistiken ist die Produktion von Büchern in den letzten zehn Jahren zurückgegangen. Insbesondere ab 2018 ist eine stetige Abnahme zu beobachten. Im Gegensatz dazu steigt die Nutzung digitaler Medien in jeglicher Form.
Brauchen wir noch gedruckte Bücher auf dieser Welt? Diese langweiligen Papierdinger, die weder bunte, bewegte Bilder noch Töne von sich geben? Spielen kann man damit auch nicht, und seine Freunde anrufen sowieso nicht. Mit Büchern Fotos machen? Unmöglich! Begrenzt sind sie auch noch, denn in einem Buch stecken nicht unendlich viele Geschichten und Bilder. Und tot sind sie ja auch. Sie werden aus toten, besser gesagt aus gefällten Bäumen gemacht.
Man könnte gegen die Nutzung von Büchern als Printmedium in mehrfacher Hinsicht argumentieren: Bücher sind teurer geworden (klar, nicht nur das Papier, sondern die gesamte Produktion rund um das Buch ist in den letzten Jahren teurer geworden), Bücher sind schlecht für die Umwelt, denn nur ca. 20 % werden auf Recyclingpapier gedruckt, und nur wenige sind nachhaltig produziert. Bücher sind unhandlich und unpraktisch für unterwegs, sie sind nicht interaktiv, und das Lesen gedruckter Bücher ist zeitraubend usw.
Und was spricht noch dafür?
Es mag sein, dass Bücher teurer geworden sind. Vielleicht wird der Bücherkauf in Zukunft einem Statussymbol gleichen, denn nur wenige werden sich das Luxusgut „Buch“ leisten können – fast wie in der Vergangenheit, als die Herstellung von Büchern sehr aufwendig war und die Nutzung der handgeschriebenen Prachtexemplare nur wenigen Menschen vorbehalten blieb. Vielleicht. Hoffentlich nicht!
Denn Bücher haben auch im 21. Jahrhundert einige Vorteile. Was für die einen das Durchblättern umständlich macht, brauchen die anderen genau das: die physische Form eines Buchs. Wenn man die Seiten umschlägt, dann fühlt man das Buch, man hört es, man riecht es sogar. Kann man Bücher überall mitnehmen und von überall lesen? Fast ja, denn tagsüber kann man sie gut lesen. Bei Dunkelheit braucht man, logisch, Licht dafür. Digitale Medien kann man rund um die Uhr nutzen, klar. Doch sie benötigen immer Strom und sehr oft eine gute Internetverbindung.
Es mag sein, dass für die Produktion von Büchern Bäume abgeholzt werden und viel Wasser verbraucht wird. Es gibt aber immer mehr Verlage, die auf Nachhaltigkeit achten und umweltfreundlich produzieren. Ich finde, man sollte beim „Konsum“ von Büchern abwägen können: Kauft man sich ein hochwertiges, teures Buch vielleicht einmal im Jahr oder lieber häufiger im Monat Kleidung, deren Herstellung übrigens ebenfalls sehr umweltschädlich ist?
Es geht auch (fast) komplett ohne teure Bücher, neue Kleidung, Fleischkonsum, Plastik im Alltag, ständiges Reisen mit dem Flugzeug oder Autofahren auf kurzen Strecken usw. Aber wenn man sich doch einmal ein neues, mit Bildern schön bedrucktes Buch gönnt, dann sollte man dieses bewusst genießen, achtsam und pfleglich damit umgehen, es wertschätzen. Wenn man es nicht mehr benötigt, dann sollte man das ausgediente Buch verschenken oder anderweitig verwerten, statt es wegzuwerfen. Man kann mit Büchern auch einen Sessel bauen. ;-)
Wie sieht es mit dem Sinn des Lesens aus?
Ich muss wahrscheinlich nicht erklären, dass Lesen positive Auswirkungen hat, oder? Es gibt viele Studien dazu. Lesen beflügelt die Fantasie, regt zum Nachdenken an, inspiriert, bildet, verbindet, beruhigt, erdet usw. Filme, Zeichentrickfilme und Videospiele entspannen und unterhalten uns – ein Buch tut das auch! Die Stille beim Lesen, das Kopfkino, die Ruhe im Körper … all das wird durch Buchstaben und vielleicht ein paar Illustrationen erzeugt. Bilder- und Kinderbücher sind begrenzt im Inhalt, nicht unendlich, nicht überflutet mit Reizen und Informationen. Jüngeren Kindern sollte vorgelesen werden, und ältere Kinder sollten selbstständig lesen. Fingerspiele, Lieder, Gedichte und Bücher fördern die Sprachentwicklung bei Kindern. Kinder brauchen Bücher in gedruckter Form, gerade die jüngsten unter ihnen.
Es ist November, ein ziemlich kalter, verregneter Sonntag. Das Wetter schlägt aufs Gemüt. Die Internetverbindung ist gerade sehr schlecht.
Heute gibt es auch keine Menschen, mit denen man sich verabreden könnte. Also: Buch auf! Warmes Getränk holen, ab unter die Bettdecke – und lesen. Bereit zum Abflug?
Ich hoffe, dass Bücher, egal ob auf Papier oder als eBooks, nicht aussterben! Sie sind die wichtigste Nahrungsquelle für Bücherwürmer und Leseratten. :-)
P.S. Einige Menschen sind der Meinung, vom Lesen bekäme man schlechte Augen.
Das ist genauso wahr wie die Aussage, dass Smartphones die Augen rechteckig machen.